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Schaltempfehlung für E-Bikes / Pedelecs

Profi-Tipp: So schalten Sie ideal bei einem E-Bike

Schalten

E-Bike richtig schalten - Wie geht's?

Nun werden sich einige fragen: Wieso? Es ist doch die gleiche Schaltung wie bei meinem "Muskelrad"! Ich fahre doch schon ewig Rad, was soll da bei einem E-Bike anders sein?

Nun, viele Fahrradfahrer machen es unbewusst richtig, manche jedoch nicht, da sie auch nicht wissen, dass sie etwas falsch machen. Dabei ist es sehr wichtig, dass man weiß, wie man an einem E-Bike die Gänge richtig wechselt. Wer an seinem E-Bike korrekt und mit Bedacht schaltet, schont das Material und somit seinen Geldbeutel. Noch dazu kann man sich über eine höhere Akku-Reichweite freuen. Außerdem ist es auch für die Ohren gut – da man fast nichts hört! Ein perfekter Schaltvorgang geht relativ leise und geschmeidig von statten und ist für Außenstehende so gut wie nicht wahrzunehmen.

Wir wollen Ihnen hier Hilfestellung geben, damit Sie mit der Schaltung Ihres E-Bikes lange Freude haben.

Hierbei lohnt es sich, die beiden Schaltvarianten näher und getrennt zu betrachten. Zuerst die Kettenschaltung und dann die Nabenschaltung

Der ideale Gangwechsel am E-Bike - Kettenschaltung

Damit der Gangwechsel leise und entspannt erfolgt, ist es wichtig, dass der Schaltvorgang dann absolviert wird, wenn beim Radfahren im Moment des Schaltens keine übermäßige Kraft auf das Pedal und damit die Kette übertragen wird. Wenn Sie bei hoher Motorunterstützung die Gangschaltung betätigen, unterliegen Kassette, Ritzel und Kette einer extrem hohen Belastung. Man muss sich vorstellen, dass zusätzlich zu Ihrer Beinkraft noch ein Hochleistungssportler wie Jan Ullrich in seinen besten Zeiten unter Ihnen sitzt. Dieser Kraftprotz tritt gleichzeitig mit Ihnen in die Pedale und diese Kräfte müssen über das Antriebsritzel und die Kette auf das Hinterrad gebracht werden. Wenn man bedenkt, wie spielend man einen sportlichen und durchtrainierten Rennradfahrer am Berg stehen lässt, kann man sich die Kraft des Motors vorstellen.

Bei modernen Schaltungen geht der Gang dann trotzdem hinein, wenn auch oft nicht sofort. Es ist ein lauter Schaltvorgang wahrzunehmen, dies hört sich wie ein metallischer Schlag an; zusätzlich wird der Verschleiß unnötig erhöht. Es kann durchaus passieren, dass die Zähne am Kettenblatt oder am Ritzel abbrechen oder sich verbiegen können. Im schlimmsten Fall kann es sogar sein, dass die Fahrradkette reißt. Diese Überbelastung des Antriebs stellt dann auch keinen Garantie- oder Gewährleistungsfall dar. Es war einfach “too much”

Der ideale Gangwechsel am E-Bike - Nabenschaltung

Was für die Kettenschaltung gilt, gilt im Besondern für die diversen Nabenschaltungen auf dem Markt. Seit Marktführer Shimano Mitte der 1990er die ersten (Getriebe-) Nabenschaltungen auf den Markt brachte, bei denen man nicht mehr beim Schalten mit dem Treten aufhören musste, sind einige Jahre vergangen. Davor war es üblich, dass man beim Schalten kurz innehielt und in dieser Pause den Schalthebel betätigte. Ich fuhr selbst einige Jahre eine Rohloff 14-Gang Getriebenabe an meinem Fully (hauptsächlich im Winter) und auch hier war Schalten unter hoher Belastung ein No-Go! Der Gang wechselte nicht… also am Berg kurz Schwung holen und schwupps – war der Gang drin! Da sprach aber noch Niemand von einem E-Bike oder Pedelec mit seinen zusätzlichen Kräften auf das Getriebe.

Natürlich hat u.a. Shimano mittlerweile eine spezielle E-Bike Getriebenabe, die Nexus Inter-5E erfolgreich am Markt etabliert. Auch Enviolo mit seinem stufenlosen Schaltgetriebe ist mehr und mehr an hochwertigen E-Bikes zu finden. Diese Naben sind robuster konstruiert und für die Kräfte eines E-Bikes besser ausgelegt, doch auch hier gibt es natürliche Grenzen. Damit der Gangwechsel bei einer Nabenschaltung leise und entspannt erfolgt, ist es wichtig, dass der Schaltvorgang dann absolviert wird, wenn beim Radfahren im Moment des Schaltens möglichst wenig Kraft auf das Pedal und damit auf das Getriebe übertragen wird. Es empfiehlt sich immer eine kleinere Unterstützungsstufe zu wählen. Bei stärker Motorunterstützung oder gar „Turbo“ am Berg wird der Gangwechsel kaum funktionieren. Ein lauteres Rattern, ähnlich einem Presslufthammer wird zu vernehmen sein.

Gott-sei-Dank! Denn dies ist ein Schutzmechanismus der Nabe und verhindert eine stärkere Belastung der Getriebeteile. Der Gang wird erst hineingehen, wenn die Belastung abnimmt, z.B. im sogenannten Totpunkt –  wenn die Pedale auf 6Uhr oder 12Uhr stehen. Bedenken sollte man hier jedoch, dass der Motor die Unterstützung länger aufrecht hält. Das heißt: Wenn Sie mit dem Treten aufhören, unterstützt Sie der Motor aber immer noch eine kurze Zeit. So kann auch in den Totpunkten immer noch viel Druck auf der Kette lasten. Wäre das nicht der Fall und der Motor würde abrupt abstoppen, hätte man einen unruhigen Lastwechsel wie beim Rudern… Wieder müssen Sie sich vorstellen, dass zusätzlich zu Ihrer Beinkraft noch ein Hochleistungssportler wie Jan Ullrich in seinen besten Zeiten unter Ihnen sitzt. Dieser Kraftprotz tritt gleichzeitig mit Ihnen in die Pedale und diese Kräfte müssen über das Antriebsritzel und die Kette auf das Hinterrad gebracht und vom Getriebe übertragen werden. Hier könnten jedoch die mechanischen Teile, wie Sonnenrad, Planetenräder oder Sperrklinken diese hohen Kräfte nicht ohne Schaden aufnehmen.

Nabenschaltung

Kettenschaltung - Nabenschaltung

Worauf beim Schaltvorgang am E-Bike geachtet werden muss

Wie oben bereits geschrieben, sollte es unbedingt vermieden werden, unter hoher Belastung den Gang zu wechseln. Es ist sehr wichtig, dass der Schaltvorgang genau dann eingeleitet wird und schließlich stattfindet, wenn eine geringe Kraft auf das Pedal (und somit auf den Antrieb) des E-Bikes übertragen wird. Somit ist es wichtig, immer vorausschauend Rad zu fahren und den beim Radeln entstehenden Schwung positiv für sich und die Schaltung zu nutzen.

Besonders aus dem Stillstand heraus entstehen nach unserer Erfahrung die größten Probleme. Beispiel: Sie mussten an der Ampel halten, unglücklicherweise in einem schweren Gang. Beim Anfahren entfaltet der Motor jedoch ein höheres Drehmoment, d.h. er unterstützt Sie kurzzeitig mit stärkerer Kraft. Wechseln Sie nun beim Anfahren unter hoher Last den Gang, funktioniert das nur mit äußerster Gewalt bis hin zum Kettenriss oder Getriebeschaden. Es empfiehlt sich, zuerst in eine niedrige Unterstützungsstufe zu schalten und dann erst einmal ein paar Meter Schwung zu holen, eh man den Schalthebel betätigt.

Vorteil Nabenschaltung: Hier kann man im Stand einen kleineren Gang auswählen!

Gangwechsel bei Belastung am Berg mit dem E-Bike

Es ist also wichtig, rechtzeitig in einen kleineren Gang zu schalten – also eine kürzere Übersetzung mit höherer Trittfrequenz zu nutzen, z.B. bei einer Fahrt am Berg. Hier sollte der Wechsel in einen passenden kleineren Gang bereits vorher erfolgen. Wenn Sie jedoch bereits im Anstieg mit Ihrem Elektrofahrrad sind und nun zwingend schalten müssen, ist es gut erst einmal ordentlich Schwung aufzubauen - also einige Male kräftig in die Pedale treten und erst dann schalten. So entlasten Sie den Antrieb und können die aufgebaute Geschwindigkeit für den Schaltvorgang am E-Bike nutzen. Beim Anfahren eines Anstiegs ist es wichtig darauf zu achten, dass die Trittfrequenz im oberen Bereich ist. Sie sparen Kraft, schonen noch dazu den Akku des Elektrofahrrades und erhöhen Ihre Reichweite.

Zusammenfassung: Mit unseren Profi-Tipps haben Sie Freude beim Schalten Ihres E-Bikes

  • Nicht unter Volllast oder hoher Belastung in einen anderen Gang schalten.
  • Möglichst kurzzeitig den Druck vom Pedal nehmen und dann schalten.
  • Vorausschauend fahren und den Schwung bzw. die aufgebaute Geschwindigkeit nutzen.
  • Für Bergauf-Fahrten rechtzeitig in einen leichteren / kleineren Gang mit höherer Trittfrequenz schalten.
  • Für Anfahrten aus dem Stillstand (z.B. an der Ampel) erst in kleinerer Unterstützungsstufe Schwung aufnehmen
  • Regelmäßig den Antrieb auf Verschleiß kontrollieren, reinigen und die Kette ölen.

 

(copyright Bernd Martin 01/2023)